Die Bücherhöhle der Dinos

Die Bücherhöhle der Dinos
In der gemütlichsten Ecke des großen Bücherregals, dort wo das warme Nachmittagslicht durch die Spitzengardinen fällt und tanzende Staubkörnchen wie winzige Sternchen glitzern, haben die drei Dino-Freunde ihre Lieblingshöhle eingerichtet. Rex, der orangefarbene Dino mit den sanften Augen, hat extra weiche Kissen herbeigebracht - sein liebstes ist das mit den kleinen aufgestickten Sternen, das schon ganz abgewetzt ist vom vielen Kuscheln.
Blau, der große geduldige Dino mit dem langen Hals, hat seine Lieblingsdecke mitgebracht. Sie ist so flauschig wie eine Sommerwolke und riecht nach Lavendel und Geschichten. Klein-Grün, der Jüngste der drei, kuschelt sich zwischen die beiden und reibt sich verschlafen die Augen.
"Was lesen wir heute?", flüstert Klein-Grün und gähnt dabei so herzhaft, dass seine kleinen spitzen Zähne blitzen. Die Nachmittagssonne malt goldene Streifen auf seinen Rücken.
Rex streckt sich behutsam und zieht mit seiner sanften Pfote ein besonders dickes Buch mit goldenem Einband aus dem Regal. Das Buch ist uralt und voller Geheimnisse, seine Seiten rascheln wie Herbstblätter im Wind. "Die schönsten Traumgeschichten", liest er leise vor. Das Buch ist so groß, dass alle drei gemütlich hineinschauen können.
"Mmmh", schnurrt Blau zufrieden und legt seinen langen Hals wie einen schützenden Bogen um seine Freunde, "das sind die allerbesten Geschichten zum Einschlafen. Besonders die von den Wolkendrachen."
Klein-Grün kuschelt sich noch enger an seine Freunde. "Und die von den singenden Sternen!", fügt er hinzu, während seine Augen schon ganz klein werden.
Die Seiten rascheln sanft, während sie eine Geschichte nach der anderen lesen. Da ist die Geschichte vom verzauberten Wald, in dem die Bäume einander Gutenachtgeschichten zuflüstern. Von den kleinen Sternen, die sich in warme, leuchtende Decken verwandeln, wenn ein Kind nicht einschlafen kann. Und von den freundlichen Drachen, die dem Sandmännchen dabei helfen, die schönsten Träume zu verteilen.
"Die Drachen sammeln die Träume in Regenbogenblasen", murmelt Rex verschlafen, "und tragen sie ganz vorsichtig zu allen schlafenden Kindern."
Klein-Grün gähnt wieder leise. Seine Augenlider werden schwer wie Schmetterlingsflügel an einem Regentag. "Nur noch eine Geschichte", bittet er und schmiegt seinen kleinen Kopf an Blaus weiche Seite.
Das Sonnenlicht wird golden und weich wie Honig. Die Schatten werden länger und tanzen wie sanfte Traumwesen an den Wänden. Durch das Fenster dringt das leise Summen der Abendvögel, die ihre Schlaflieder singen.
"Wisst ihr noch die Geschichte von der Traumfeder?", fragt Blau mit schlaftrunkener Stimme. "Die, die alle Sorgen in bunte Schmetterlinge verwandelt?"
Aber Klein-Grün ist schon eingeschlummert, sein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Rex blinzelt noch einmal zu dem großen Buch hinüber, das jetzt von ganz allein seine Seiten umblättert, ganz sachte, um niemanden zu wecken.
"Schlaft gut, ihr lieben Freunde", flüstert das Buch leise und schließt sich behutsam. Ein feiner Glitzerstaub rieselt von seinen Seiten und legt sich wie eine sternenübersäte Decke über die schlafenden Dinos.
Draußen wird es langsam Abend. Der Mond schiebt sich vorsichtig über den Horizont und schickt sein silbernes Licht durch die Fenster. Er lächelt, als er die drei Freunde sieht, die eng aneinander gekuschelt zwischen ihren Lieblingskissen schlummern, während das alte Geschichtenbuch über ihre Träume wacht.